Discographie

 

 

 

 

 

Mensch
(2002)
 

 

Stand der Dinge
(2000)
 

 

Individuelle Projekte
(2000)
 

 

Bleibt alles anders
(1998)
 

 

Chaos (englisch)
(1996)
 

 

Unplugged Herbert
(1995)
 

 

Live
(1995)
 

 

Cosmic Chaos
(1994)
 

 

Chaos
(1993)
 

 

So gut
(1992)
 

 

Luxus
(1991)
 

 

Luxus (englisch)
(1991)
 

 

Ö
(1988)
 

 

What's all this (englisch)
(1988)
 

 

Sprünge
(1986)
 

 

4630 bochum
(1984)
 

 

Gemischte Gefühle
(1983)
 

 

Total egal
(1982)
 

 

Zwo
(1981)
 

 

Grönemeyer
(1979)
 

Ocean Orchestra
(1979)
 

 

 

 

 

Filme
Die Geisel (1976; Regie: Peter Zadek)
Uns reicht das nicht (1978; Regie: Jürgen Flimm)
Daheim unter Fremden (1979; Regie Peter Keglevic)
Das Boot (1981; Regie: Wolfgang Petersen)
Frühlingssinfonie (1982; Regie: Peter Schamoni)
Die ewigen Gefühle (1984; Regie: Peter Beauvais)
Väter und Söhne (1985; Regie: Peter Sinkel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Biographie / Fotos

 

 

Herbert Grönemeyer (Jahrgang 1956) betätigte sich von Jugend an als Komponist, Texter, Schauspieler und Sänger und brachte es nach Jahren fleißiger Arbeit zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Musiker. Nachdem er sich zu Anfang der achtziger Jahre als Theater- und Filmschauspieler etabliert hatte, gelang ihm 1984 auch in musikalischer Hinsicht der lang ersehnte nationale Durchbruch. Mit seinem frühen Erfolgswerk »4630 Bochum«, einer Hommage an seine Heimatstadt, und insbesondere seinem Hit »Männer«, der laut »Spiegel« heimlichen deutschen Nationalhymne, sang und spielte er sich in die Herzen seiner Landsleute. Grönemeyer, der ironischerweise seine Musik für viel wichtiger als seine Texte erachtete, sorgte mit dieser Platte fast im Alleingang dafür, dass die deutsche Sprache in Verbindung mit Rockmusik von der Musikindustrie erstmals ernst genommen wurde, und machte somit den Weg frei für jüngere Musiker, die nicht mehr englisch oder unsinnig-belangloses Deutsch singen wollten, sondern sich emotional und kritisch ernsthaften Inhalten widmeten. Für diese Art von Liedtexten hatten Kritiker schnell das Etikett »Betroffenheitslyrik« zur Hand, doch der Siegeszug der neuen Form war unaufhaltsam, was sich nicht zuletzt in den Verkaufszahlen von Grönemeyers Platten widerspiegelte: Sein 1998 erschienenes Werk »Bleibt alles anders« fand über 10 Millionen Abnehmer.

Anfänge
Herbert (Arthur Wiglev Clamor) Grönemeyer erblickte am 12. April 1956 in Göttingen als jüngster von drei Söhnen eines Bauingenieurs das Licht der Welt. Im Jahr darauf übersiedelte die bildungsbürgerliche Familie ins Ruhrgebiet und ließ sich in Bochum nieder.
Grönemeyer verlebte nach eigenen Angaben eine »völlig unproblematische Kindheit« und wurde 1963 eingeschult. Er war begeisterter Fußballspieler und erhielt ab dem zehnten Lebensjahr Klavierunterricht. Bereits mit zwölf gründete er eine erste Schülerband, und noch vor dem Schulabschluss (1975) bewarb er sich beim Schauspielhaus Bochum als Korrepititor und Komponist. Unter der Leitung des innovativen, bald als skandalös verschrieenen Regisseurs Peter Zadek hatte die Bochumer Bühne in den siebziger Jahren eine Hochperiode, und nachdem Grönemeyer ab 1974 Musiken zu Shakespeares »Wintermärchen«, »Der Kaufmann von Venedig« und »Wie es euch gefällt« geschrieben hatte, wurde er von Zadek als Schauspieler eingesetzt. Durch Zadeks Vermittlung, und oft unter seiner Regie, spielte Grönemeyer auch an anderen renommierten deutschen Häusern wie dem Schauspielhaus Hamburg, dem Staatstheater Stuttgart und der Freien Volksbühne Berlin. Zadek sorgte auch dafür, dass Grönemeyer Zugang zu einem neuen Tätigkeitsbereich fand: dem Film. In »Die Geisel« stand der Jungstar 1976 erstmals vor der Kamera. Die Arbeit als Schauspieler bot Grönemeyer, der nebenher ein Studium der Rechts- und Musikwissenschaften aufgenommen hatte, damals am ehesten die Möglichkeit, künstlerisch zu wirken. Seine musikalischen Versuche blieben erfolglos, sei es sein ambitioniertes Jazzrock-Projekt mit dem Ocean Orchestra (1978) oder seine erste Solo-LP, die nach dem Vertragsabschluss mit Intercord 1979 auf den Markt kam.

Durchbruch
Bundesweit bekannt wurde Grönemeyer 1981, als Lothar-Günther Buchheims Roman »Das Boot« von Wolfgang Petersen verfilmt wurde und Grönemeyer eine größere Rolle übernahm.
Seine darstellerische Leistung und der Erfolg des Vierteilers wirkten sich auf den Verkauf der Platten »Zwo« (1980) und »Total egal« (1982) wenig aus, doch mit dem Song »Currywurst« feierte der Schauspieler auch als Sänger zumindest so etwas wie einen Achtungserfolg. Grönemeyer fuhr trotzdem unbeirrt zweigleisig weiter: er schien zu ahnen, dass sein Durchbruch nur eine Frage der Zeit war. Nach einer weiteren beachtlichen Hauptrolle in dem Kinofilm »Frühlingssinfonie«, in dem Grönemeyer 1982 mit Nastassia Kinski Leben, Lieben und Leiden des Künstlerpaars Robert Schumann und Clara Wieck darstellte, kam 1983 mit »Gemischte Gefühle« seine eigene Musikerkarriere so langsam in die Gänge. Die Platte präsentierte Grönemeyer als Künstler, der seinen eigenwilligen Stil gefunden hatte, und »teutonisch-knödelnder« Gesang, bodenständige und zugleich liedhafte Rockmusik mit so emotionalen wie kritischen Texten fanden nun 25000 Käufer. Das Jahr darauf brachte dann den lang ersehnten Paukenschlag: »4630 Bochum«, Grönemeyers nächste LP, erschien am 28. Mai 1984, kletterte in die deutsche Hitparade und hielt sich dort 79 Wochen lang (1985 erreichten die Verkaufszahlen dann eine für eine deutsche Platte bislang nie da gewesene Rekordhöhe). Grönemeyers Hommage an »seine« Stadt war ein Werk wie aus einem Guss, wie es ein deutscher Künstler kaum jemals geschaffen hat. Ein Supersong folgte auf den anderen, und neben dem hymnischen Titelstück glänzten vor allem die äußerst erfolgreichen Singles »Männer«, »Alkohol« und »Flugzeuge in meinem Bauch«. Grönemeyer hatte den Nerv der Zeit getroffen, und »Männer« - der eigentliche Grundstein der nun einsetzenden Traumkarriere und vom »Spiegel« zur heimlichen deutschen Nationalhymne erklärt - lieferte ebenso wie andere Stücke den Beweis, dass im Volk der Dichter und Denker nach wie vor Menschen zu finden waren, die sich Gedanken machten und in der Lage waren, das Gedachte gut formuliert zu Papier zu bringen - verständlich und breitenwirksam. Grönemeyers Arbeit führte dazu, dass die deutsche Sprache, die von der Neuen Deutschen Welle zwar wieder »hoffähig« gemacht, jedoch vornehmlich zu Blödelzwecken eingesetzt worden war, ein in der Musikindustrie auch jenseits der Sparte »Liedermacher« ernst zu nehmendes Medium wurde. Kritiker fanden für die Texte Grönemeyers und seiner Nachfolger schnell das Etikett »Betroffenheitslyrik«, doch ein überraschend großes Publikum fühlte sich angesprochen.

Der erfolgreichste deutschsprachige Musiker
Im Zuge des großen Erfolgs von »Bochum« gelangte auch die Vorgängerplatte verspätet in die Charts, und eine Tournee, die das Erfolgsjahr 1984 abschließen sollte, musste wegen großer Nachfrage verlängert werden. Grönemeyer beteiligte sich 1985 als Komponist an dem Song »Nackt im Wind«, den das deutsche Musikerkollektiv
»Band für Afrika« zu Gunsten des hungernden Erdteils aufnahm, und arbeitete wieder als Schauspieler. Dann legte er 1986 eine weitere Platte vor. »Sprünge« erreichte die Spitzenposition der deutschen Hitparade und enthielt mit »Kinder an die Macht« wieder eine engagierte Erfolgssingle.

Die begleitende Tournee geriet zum Triumphzug, in dessen Verlauf 250000 Menschen Grönemeyer und seine Band feierten. Allein beim Anti-Waahnsinns-Festival gegen die geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf spielte Grönemeyer vor 100000 Zuschauern. 1988 folgte »Ö«, eine Platte, die aufwendiger als bislang produziert und deutlich gitarrenlastiger war. Wieder eroberte sie die Spitzenposition der Charts (1,4 Millionen verkaufte Exemplare), und wieder gab es mit »Was soll das?«, »Halt mich«, »Vollmond« sowie »Komet« ungemein erfolgreiche Singles. Die Songs der »Ö«-LP präsentierte Grönemeyer bei einer 50-Städte-Tournee, in deren Verlauf er vor insgesamt 300000 Menschen spielte. Erstmals wurde eine Platte von Grönemeyer auch außerhalb Deutschlands veröffentlicht: Unter dem Titel »What's all this?« wurden 1989 Songs aus den letzten drei LPs ins Englische übersetzt und in Kanada probehalber auf den Markt gebracht. Dieses Unternehmen erwies sich als Flop - immerhin wurden die englischsprachigen Platten in Deutschland zu beliebten Sammlerstücken. In der Heimat musste Grönemeyer allerdings keine Erfolgsminderungen hinnehmen, denn auch seine nächste Platte »Luxus« traf 1990 ins Schwarze. Wenngleich die Produktion der LP schlampig wirkte, lieferte Grönemeyer dennoch mit Songs wie dem Titelstück und »Deine Liebe klebt« überragendes Material.

Reife Jahre, Schicksalsschläge und Neustart
Nach einer Publikationspause, die Grönemeyer genutzt hatte, um ausgiebig aufzutreten, erschien erst 1993 wieder eine neue Platte.
Sie war mit »Chaos« betitelt und problematisierte fast philosophisch das Leben in einer Welt, in der der Einzelne immer mehr auf sich selbst angewiesen ist und keine übergeordneten Zusammenhänge zur Orientierung hat. »Chaos« war in Deutschland wie selbstverständlich ein Verkaufsschlager, und Grönemeyer war offenbar von seiner Arbeit so überzeugt, dass eine weitere Veröffentlichung im Ausland angegangen wurde. Andy Partridge, der Sänger und Texter von XTC, übersetzte die »Chaos«-Texte ins Englische, und die Platte erschien in dieser Fassung in Großbritannien und anderen europäischen Ländern. Wie zu erwarten, stellte sich ein Riesenerfolg nicht ein, doch Grönemeyer wurde zumindest als seriöser deutscher Künstler wahrgenommen. Eine ganz besondere Ehrung erfuhr er jedoch, als er als erster nicht englischsprachiger Künstler in die renommierte Fernsehsendung »MTV Unplugged« eingeladen wurde. Der Mitschnitt des Konzerts, bei dem sich Grönemeyer als durch und durch professioneller Musiker präsentiert hatte, erschien 1995 unter dem Titel »Unplugged« zeitgleich mit der LP »Live«, die Konzertmitschnitte von der »Chaos«-Tour enthielt. Außerdem veröffentlichte Grönemeyer den MTV-Auftritt vollständig als Video, da im Rahmen der offiziellen Sendung (und auch der Wiederholungen in ARD und dritten Programmen) eine gekürzte Fassung ausgestrahlt worden war. Erst 1998 meldete sich Grönemeyer mit »Bleibt alles anders« zurück, einer Platte, die viel metaphorischer und weit weniger sozialkritisch als ihre Vorgänger anmutete und über weite Strecken am Computer entstanden war. Grönemeyers Publikum honorierte die Wandlungsfähigkeit seines Idols jedoch, und über 10 Millionen Exemplare der Platte wurden verkauft. Das Jahr 1998 brachte für Herbert Grönemeyer allerdings auch schwere Schicksalsschläge. Innerhalb weniger Wochen starben sein Bruder Wilhelm, dem Grönemeyer zur Leukämiebekämpfung noch Knochenmark gespendet hatte, und seine langjährige Lebensgefährtin Anna Henkel (an Brustkrebs), die Mutter der zwei gemeinsamen Kinder Felix und Marie. Grönemeyer zog sich zurück und ließ erst Monate nach den schweren Ereignissen wieder von sich hören. Der »Stern« veröffentlichte als erstes Lebenszeichen im März 1999 ein Interview, das Roger Willemsen mit Grönemeyer geführt hatte, und einen ersten öffentlichen Konzertauftritt gab der erfolgreichste deutschsprachige Musiker dann wieder am 26. Juni 1999 in der ausverkauften Sport- und Kongresshalle in Schwerin. Alte Songs wurden vom Publikum genauso begeistert gefeiert wie neues Material aus dem »Bleibt alles anders«-Album. Ende 1999 erschien die von Grönemeyer zusammengestellte CD-Kompilation »Pop 2000«, zu der er selbst eine betont ruppige Version des einstigen Trio-Hits »Da, da, da« beigesteuert hatte, und im November 2000 veröffentlichte der mittlerweile hauptsächlich in London Ansässige, der neuerdings auch sein eigenes Plattenlabel »Grönland« betreibt, eine DVD (Digital Video Disc) mit dem Titel »Stand der Dinge«, die seine Konzerte mit einem Sinfonieorchester im Rahmen der EXPO 2000 dokumentiert.